Die Röhrsdorfer Jehmlich-Voigt-Orgel
Nach Stilllegung der Jehmlich-Orgel im Jahre 1995 begann im Oktober 2014 der Einbau der „neuen“ Orgel, korrekt heißt es „technischer Neubau“, denn die Pfeifen und das Gehäuse wurden wieder verwendet.
Den Auftrag für den technischen Neubau übernahm die Firma Mitteldeutscher Orgelbau A. Voigt aus Bad Liebenwerda mit der Besonderheit, dass dieser Neubau zugleich das Meisterstück von Axel Thomaß, einem Mitarbeiter der Firma Voigt, ist.
Dank der eingegangenen zweckgebundenen Spenden konnte der Prospekt neue Zinnpfeifen erhalten. Diese wurden im 1. Weltkrieg vor fast 100 Jahren abgegeben und danach nur durch minderwertige Zinkpfeifen ersetzt. Das Gehäuse wurde durch ehrenamtliche Helfer und die Restauratorin Ute Schreiber restauriert. Alle Holzflächen wurden weitgehend ausgebessert, gekittet und verschliffen, so dass man kaum noch Holzwurmlöcher oder andere Schäden wahrnimmt. Die Vergoldungen wurden gereinigt, retuschiert und zum Teil ergänzt, dort wo man sie bei den letzten Reparaturen überstrichen hatte. Der Bereich des Spieltisches wurde vollständig neu gebaut.
Feierlich eingeweiht wurde die neue Orgel am Sonntag, den 28. Dezember 2014 um 16.00 Uhr mit einem Orgelkonzert durch Domkantor Jörg Bräunig.
Die Geschichte der Orgel seit 1737/ 1738
1737-1738 Orgelneubau durch Orgelbauer Hähnel aus Meißen im Zuge des Neubaus der Kirche
1804,1837, 1856 mehrere Reparaturen durch Kaiser - Dresden, Reiß - Neugersdorf, Jähnichen - Wilsdruff
1883 Kantor em. Mäder betrieb eifrig den Neubau; Spenden u.a. aus Leipzig, Unterstützung durch Kantor Hientzsch
1885 - 1887 mehrere Angebote für eine Restaurierung und für eine neue Orgel werden eingeholt; der Kirchenvorstand plant eine neue Orgel erst für das Jahr 1889
12.12.1887 Orgelbauer Carl-Eduard-Jehmlich aus Dresden wirbt dafür, die Orgel der Lutherausstellung
1888 (Lutherfestspiel) in Dresden zu übernehmen; als Referenz dient die Orgel der Martin-Luther-Kirche in Dresden.Januar
1888 Der Kirchenvorstand gibt die Zustimmung, die moderne Jehmlich-Orgel einbauen zu lassen - 'So hat unsere Kirche den Ruhm, die erste Orgel nach pneumatischem System zu besitzen.' Die Patronin wird um Zustimmung gebeten. Februar 1888Die Gebrüder Jehmlich/ Dresden bekommen den Auftrag | 'Der Kirchenvorstand übernimmt das in Dresden beim Lutherfestspiel aufzustellende Orgelwerk, wenn es von sachverständiger Seite als Gut befunden worden ist; besonders lässt sich der Kirchenvorstand auch das im Anschlag nicht versehene pneumatische Windladensystem gefallen, vorausgesetzt, dass es sich in Dresden bewährt hat.'Ende 1888Zwei Gutachten bestätigen die Funktionstüchtigkeit
in den Folgejahren bis 1994
Das pneumatische System erweist sich als sehr sensibel und leicht störanfällig. Viele Vorschläge zur Abhilfe wurden unterbreitet, Nachbesserungen vorgenommen, Reparaturen durchgeführt, später Teile der Orgel stillgelegt, Gutachten erstellt, ... Die Orgel blieb störanfällig.
1917 musste das Zinnprospekt (139,6 kg) abgegeben werden (Kriegsabgabe); es wurde später durch Zinkpfeiffen ersetzt.
1966 wurde letztmalig versucht, die störanfällig Membranlade zu reparieren.
1995 Die pneumatische Orgel wird endgültig als unbespielbar stillgelegt. Als Notlösung wird ein Orgelpositiv vorgeschlagen. Von Orgelsachverständigen wird ein technischer Neubau mit einem mechanischen System unter Verwendung von vorhandenen Orgelbestandteilen (historisches Gehäuse, Pfeifenwerk) empfohlen.
2002 Eine digitale Orgel wird als Interimsinstrument angeschafft.
2002 - 2011 Pfarrer Christoph Rechenberg unternimmt mehrere Anläufe um das Problem 'Orgel Röhrsdorf' zu lösen. Letztendlich einigen sich alle zuständigen Stellen auf einen technischen Neubau der Orgel. Das pneumatische Ladensystem wird an ein Orgelmuseum übergeben und damit für die Nachwelt konserviert.