Die Gruft in der Kirche Röhrsdorf

In der Kirche befindet sich unter dem Altarplatz und dem vorderen Teil des Kirchenschiffes eine z. T. in den Felsen gehauene Gruft, die nur von außen begehbar ist.

Der Eingang, der zeitweilig als „Bahrenhaus“ genutzt wurde, ist im nördlichen Anbau. Eine breite Steintreppe führt hinunter in den Gruftraum. Die eiserne Tür am unteren Ende der Treppe ist noch das Original; mit einem großen Schlüssel kann sie verschlossen werden.

Das Gewölbe ruht auf zwei steinernen Pfeilern. In der Gruft wurden 1747 der Erbauer der Kirche, der Kammerherr Johann August von Ponickau, links und 1794 Maximilian Robert Freiherr von Fletcher, rechts beigesetzt. Ursprünglich standen die beiden Eichenholzsärge auf Sandsteinquadern frei im Raum. Später, als die Särge wohl morsch wurden, sind diese eingemauert und überwölbt worden. Die beiden Zinnplatten, die ursprünglich auf den Särgen befestigt worden waren, sind noch vorhanden und können bei Führungen gezeigt werden. Im Zusammenhang mit der Würdigung der Leistungen des Kammerherrn von Ponickau wird von Pfarrer Karl Friedrich Schneider 1839 (einhundert jähriges Kirchenjubiläum) auch auf die Gruft eingegangen.

In den folgenden Jahrzehnten scheinen ihre Bedeutung und die Achtung vor ihr jedoch in Vergessenheit geraten zu sein. Der spätere Umgang mit der Gruft ist aus heutiger Sicht befremdlich. Im Oktober 1895 beschloss der Kirchenvorstand, das Holz und den Koks für die neue Kirchenheizung im 'Bahrenhaus' (Eingang zur Gruft) unterzubringen.

Im Juli 1910 wurde ein Beschluss gefasst, den Eingang zur Gruft nicht wieder mit Kohlen zu bedecken und ihre Begehbarkeit zu ermöglichen.

Ein großer Eingriff erfolgte in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts im Zusammenhang mit dem Einbau der Dampfheizung in der Kirche. Der Ofen wurde an die hintere rechte Gruftwand gesetzt. Dazu musste Platz geschaffen werden.

Am 8. Juli 1938 wurde deshalb der Sarg des Freiherrn von Fletcher direkt vor den des Kammerherrn von Ponickau nach links versetzt. Dazu wurde die alte Übermauerung entfernt.

Dem damaligen Betrachter bot sich dabei ein trauriges Bild. Der Holzsarg mit der Aufschrift des Namens war bereits z. T. zerfallen und die Reste des Leichnams in Auflösung übergegangen. Es waren keinerlei Schmuck oder sonstige Beigaben enthalten. Die Reste des Leichnams wurden in einen neuen Holzsarg gelegt und zusammen mit den Resten des alten Sarges in einem neuen, von der Ausführung her schlichteren Ziegelgehäuse, beigesetzt. Der linke Teil der Gruft bis zur Säule wurde mit einer Ziegelmauer von der restlichen Gruft abgetrennt. Von da an fungierte die Gruft als Heizungskeller. Kohle und Holz wurden über die Sandsteintreppe mittels Schubkarren heruntergeschüttet. Mit dem Einbau einer Gasheizung (1973) ist die Dampfheizung stillgelegt worden, die Gruft geriet in Vergessenheit. Der Eingangsbereich ist als Abstellraum für die Grabschalungen und die Friedhofswerkzeuge benutzt worden. In Vorbereitung zum Tag des offenen Denkmals 2004 wurde die Gruft beräumt, zugänglich gemacht und ein kleines Loch in die Mauer gebrochen, die die beiden Särge vom Gruftraum abtrennte. Dieses hatte man aus statischen Gründen empfohlen, um sich über den Zustand der gesamten Gruft zu informieren.

Im darauffolgenden Winter sind die letzten Teile der alten Heizungsanlage vollständig abgetragen worden; ebenso wurden die Gebeine Robert von Fletchers wieder an seine ursprüngliche Stelle verbracht. So ist die Trennwand vollständig zurück gebaut. Der neue, aus ehemaligen Kirchenbodendielen gefertigte Gebeinskasten mit den Resten der Gebeine Fletchers, wurde eingemauert und überwölbt. Damit ist der ursprüngliche Gruftraum wieder in einen würdigen Zustand versetzt worden. Auf Vorschlag des damaligen Superintendenten wurde beim Glockenguss der Soraer Glocke in der Lauchhammer Kunstgießerei ein Kreuz erworben und über einem kleinen Altar an der Wand befestigt.

Der original erhaltene Putz zeugt von der Qualität der verwendeten Baumaterialien und der ausgezeichneten klimatischen Bedingungen im begehbaren Gruftgewölbe. Die Gruft diente 1813 und 1945 auch als Zufluchtsstätte für Menschen, die sich vor den Soldaten in Sicherheit bringen wollten. Außerdem wurden Teile der Bibliothek und des Pfarrarchivs dort sicher verwahrt. Zwei, wieder umfassend gereinigte Lüftungsschächte sorgen für ein stabiles Raumklima.
Seit 2005 ist die Gruft bei Führungen begehbar. Sie birgt einige historisch wertvolle Grabdenkmäler (u. a. Vorfahren Richard Wagners), die Kuppa des historischen Taufsteines und einen wiedergefundenen Türsturz aus dem Vorgängerbau der Kirche. Ebenerdig im Grufteingang, links und rechts der Treppe, wurden 2007 die Sandsteingrabmale von den ehemaligen Röhrsdorfer Pfarrern Theodor Wilhelm Schmidt und Karl Friedrich Gottlieb Stöckhardt aufgestellt, um sie vor Verwitterung zu bewahren. Die Pfarrergräber befanden sich ursprünglich an der Südseite der Kirche rechts neben dem Eingang.