Der Taufengel der St.-Bartholomäuskirche Röhrsdorf

Nach Ansicht von Kunsthistorikern befindet sich in der Röhrsdorfer Kirche der in Mitteldeutschland bedeutendste Taufengel.

Er wurde 1738 von Benjamin Thomae, dem sächsischen Hofbildhauermeister von August des Starken und seines Sohnes Kurfürst Friedrich August II., geschaffen.  Thomae leitete 1738/39 auch den Innenausbau der neu errichteten St. Bartholomäuskirche zu Röhrsdorf. Altar, Kirchvorsteherloge und Patronatsloge sind ebenfalls von Benjamin Thomae und wurden im Frühjahr 1739 in den Kirchenraum eingefügt.
Ursprünglich war die Fassung des Engels polierweiß mit Vergoldung, jedoch gefiel er wohl den Röhrsdorfer- und Klipphausener Kirchenältesten so nicht, sodass Thomae einen Farbentwurf für die barocke Farbfassung vorlegte, die der Taufengel nachträglich bekam und die er noch heute trägt.

Die Geschwister des Taufengels befinden sich noch heute in der Dresdner Dreikönigskirche.
Eine weitere Besonderheit ist, dass sowohl die Rötelzeichnung (der Entwurf) als auch der Farbentwurf im Original im Röhrsdorfer Pfarrarchiv vorhanden sind.

Zum 100. Geburtstag der Kirche 1839 bekam der Engel von der Klipphausener Patronatsherrschaft Heinrich LXIII. jüngere Linie Fürst Reuß und seiner Frau Caroline Fürstin Reuß, geb. Gräfin zu Stolberg eine neue silberne Taufschale gestiftet, in die das Taufwasser gefüllt wird.
Es ist wohl einer der wenigen Taufengel, der ununterbrochen in Benutzung war. Bei weit über 6.000 Taufen hat er seit 1739 mitgewirkt.
Mittels einer historischen Seilwinde schwebt er vom Kirchenhimmel herab und symbolisiert somit die Gabe der Gotteskindschaft, die jedem Getauften bei der Taufe zu teil wird. So wirkt der der hölzerne Engel als himmlischer Bote, die Taufschale tragend, bei jeder Taufhandlung mit.
Damit der Taufengel fest steht, hat Thomae mittels Nachtragsangebot ein Podest mit Kissen und vier goldenen Quästchen gefertigt, auf dem sich der Engel mit seinem Knie abstützen kann. Das deutlich sichtbare Loch im Knie (wie schmerzhaft) nimmt einen Eisendorn auf, damit Podest und Engel nicht verrutschen.

2003 wurde der Taufengel aufwendig restauriert. Damit er nicht wieder abstürzt, wie in seinem Leben wohl schon einmal passiert, hängt er an einem Kunststoffseil aus der Hochseefischerei. (übrigens eine Spende des Hamburger Hafens!) Da nur 1000 Meter Rollen verkauft werden, hat man uns die benötigten 17 Meter einfach geschenkt.
Schauen Sie doch mal in die Kirche herein und finden Sie heraus, ob der Engel bei der Taufe zur Gemeinde oder zum Altar schaut!