Kanzelaltar

Es entspricht dem lutherischen Verständnis, dass die Mitte des Gottesdienstes die Predigt ist, in der jeden Sonntag ein Bibeltext ausgelegt wird. Über der Kanzeltür ist ein kleiner Engel zu entdecken, der symbolisch dem Prediger beisteht, den Bibeltext für die Gottesdienstgemeinde zu transformieren, d. h. ihn in diese Zeit zu übertragen. In unmittelbarer Reichweite der Kanzel befindet sich die Kanzeluhr mit ihren vier Sanduhren.
Über der Kanzel ist der Schalldeckel mit prächtigem Holzschnitzwerk, das ein Weihrauchfass trägt. Die Rauchschwaden sind deutlich erkennbar dargestellt. Sie entweichen den Öffnungen auf dem Räucherfass, strömen in den Raum und steigen auf zu Gott. Da gemäß der Gebote Gott nicht dargestellt wird, verwendet man Symbole, die für Gott stehen. In Röhrsdorf ist es die Gloriole bestehend aus Strahlenkranz mit Wolkenkreis in dessen Mitte ein Dreieck, welches für den dreieinigen Gott steht, darin der hebräische Gottesname Jahwe. In der Bibel finden wir das Weihrauchopfer für Gott im 2. Buch Mose 30, 8 belegt. Im Weihrauch steigen die Gebete zu Gott auf, so ist dieser alttestamentliche Bezug in der Gestaltung unseres Altars aufgenommen. „Mein Gebet möge vor dir gelten, als ein Räucheropfer.“ vgl. Psalm 141, 2.

Der Gottesdienst mit Lesungen aus der Bibel, den Gebeten, der Predigt, dem Gesang und der Musik geschieht zum Lob und Dank gegenüber Gott.
Links und rechts sind auf dem Altar noch zwei kleine Engel zu sehen. Der rechte Engel erstrahlt im Angesicht Gottes, er zeigt zur Gloriole. Restaurator Michael Lange stellte fest, dass an ihm künstlerisch alles sehr vollkommen sei, pausbäckig, kraftvoll, fröhlich und ebenmäßig ist er gestaltet - ein Meisterstück der Bildhauerkunst. Der linke Engel hingegen schaut nach unten. Er ist weniger kraftvoll und etwas schmaler von Statur. Mein Erklärungsversuch: Vielleicht ist es so gewollt, der links schaut in das „irdische Jammertal“ mit all seiner menschlichen Not und der andere weist auf Gott hin, den Schöpfer, er erstrahlt förmlich im Lichte der göttlichen Liebe, die hier in der goldglänzenden Gloriole dargestellt ist.

Kommen Sie doch nach Röhrsdorf, schauen Sie sich die beiden lieblichen Engelchen genau an und entdecken Sie die von unten (Altartisch) nach oben (hebrä. Gottesname) aufsteigende theologische Komposition der Altargestaltung von Benjamin Thomae aus den Jahren 1738/1739. Thomae, Königlich-Sächsischer Hofbildhauermeister, erschuf neben dem Kanzelaltar auch den frei stehenden Kanzeltisch, die Patronatsloge sowie die Kirchvorsteherloge der Röhrsdorfer Kirche.
Links oben im Bild erkennt man den frei schwebenden Taufengel, der bei Taufen herabschwebt, um die Taufschale zu reichen. (Pfarrer Christoph Rechenberg)