Zeitfenster 5 - Drei Heere gegen Napoleon - kein Frieden in Sicht

Die originalen Aufzeichnungen des damaligen Röhrsdorfer Pfarrers Stöckhardt werden z.T. in historischer Schreibweise wiedergegeben.

Der Juli 1813 war geprägt von den Verhandlungen Napoleons mit Österreich. Trotz Waffenstillstand kam es zum Überfall der Franzosen auf die Reiterei der Lützowschen Freischar bei Leipzig. Der aus Dresden stammende Dichter Theodor Körner (an dessen Familie erinnert heute in Dresden der Körnerplatz), der zu den Lützowern gehörte, wurde durch einen Säbelhieb am Kopf schwer verwundet. Die Farben der Lützower Jäger schwarz-rot-gold sind der Ursprung unserer heutigen Staatsflagge. Die unterschiedlich farbigen Uniformen der Freiwilligen wurden schwarz eingefärbt, hinzu kamen goldene (messingfarbene) Knöpfe und rote Vorstöße und Aufschläge.
Am 28. Juni 1813 kam es zwischen Napoleon und dem österreichischem Reichskanzler Fürst von Metternich zu der denkwürdigen Unterredung im Palais Brühl-Marcolini, dem heutigen Krankenhaus in Dresden-Friedrichstadt. Man konnte sich nicht einigen; in Folge dessen schloss sich Österreich den gegen Napoleon Verbündeten an.

Es wurden drei Heere gegen Napoleon aufgestellt:

  1. Das Böhmische- oder Hauptheer unter Schwarzenberg,

  2. Das Schlesische Heer unter Blücher,

  3. Das Nordheer unter dem schwedischen Kronprinzen Bernadotte. Den 505.000 Verbündeten Soldaten standen 434.000 Franzosen, Sachsen und Reinbundtruppen gegenüber. Das war die Situation nach Beendigung des Waffenstillstandes am 17. August 1813. 

Sommer 1813: Im Pfarrhaus zu Röhrsdorf logierte mehrere Wochen der Capitaine der 10. Trainkompanie der alten Garde, Brenier mit einem Diener und drei Pferden. Pfarrer Stöckhardt berichtete über ihn, dass er sehr phlegmatisch war:

Ich will gleich kommen, ich will den Kerl durchwixen, ich will den Brigadier hinschicken. So hieß es immer wenn Klagen kamen, aber er ging nicht, er schickte nicht, er wixte nicht, er tat den ganzen Tag über nichts als schreiben, lesen, und Pferde taufen, wie er es nannte d.h. er suchte mythologische passende Namen für die 300 Pferde seiner Companie. Er saß in Schreiberei vertieft auf seiner Stube, der Diener lag im Stall und schlief.“ Weiter berichtet er, dass seine einzige Haupt- und Staatsaktion die Revue in Dresden am Napoleonfest zu seinem Geburtstag am 15. August war. Da wurde ein Tag lang geputzt, den nächsten Tag gepackt und am dritten Tag mit der Kompanie abmarschiert."

Kaum hatte er das Haus verlassen, kamen am 14. August zwei Sanitätsoffiziere des General Philippon zur Einquartierung. Pfarrer Stöckhardt berichtet, dass sie beide gern lutherisch werden wollten. Er selber begab sich an diesem Tag nach Meißen in die Kommandantur, um für Röhrsdorf Entlastung zu erbitten, da die Einquartierungen überhand nahmen. Die Antwort lautete: „Eilen sie nach Hause, sie bekommen heut vermutlich noch mehr oder haben sie schon, denn der General Vandame fragt nach niemanden.“ Das war dann auch so. Bei seiner Rückkehr waren bereits neue Gäste eingezogen.

Am 15. August kamen Oberst Condent mit einem Adjutanten, drei Dienern und vier Pferden. Während er im Keller Wein abfüllte, hörte er oben eine laute Auseinandersetzung zwischen den Dienern und den Frauen des Hauses. „Ich hörte meinen Namen mehrmals laut rufen, blieb aber wohlweislich in meinem incognito: denn was wollt; ich da ausrichten mit meinem bisgen gebrochnen Französisch. Wo jene mit ihrem hochdeutschen Schreien, Schimpfen, Heulen nichts ausrichten? Endlich kam ich herauf ans Tageslicht und sah auf dem Platz der Schlacht 3 todte Hüner. Hinc illae lacrimae! Nach dieser Affaire mit den Domestiquen (Dienern) blieb alles ruhig bis zum Abend, wo die Herren eine Attaque auf meine Frau selbst machten: sie war aber abgeschlagen worden und das Mal glücklicher, als die frühere auf den Hünerstall.

Am 16. August gegen Abend zog in das Pfarrhaus ein Artilleriecapitaine, welcher einige 20 Wagen mit Pulver und ebenso viel Munition nach Dresden schaffte. Nicht vorzustellen ist, diese hochexplosive Fracht wäre in Röhrsdorf detoniert.

Zu dieser Zeit griff Napoleon Blücher in Schlesien an, der bis hinter die Katzbach zurückwich. Schwarzenberg indessen rückt von Böhmen auf Dresden vor. Daraufhin eilt Napoleon nach Dresden. General Macdonald lässt er in Schlesien zurück.

Zwei französische Generäle mit ihren Heeresgruppen rücken auf Berlin vor, Oudinot von Süden und Davout von Norden. Am 23. August kommt es zur Schlacht bei Großbeeren, die Preußen siegen unter der Führung von Bülow; der schwedische Kronprinz hielt seine Truppen zurück und sieht untätig zu. Berlin wird durch diesen Sieg vor Einnahme und Plünderung bewahrt. Im Norden wird Davout durch die Truppen des Generals Wallmoden nach Hamburg zurückgedrängt. Bei einem Gefecht am 26. August bei Gadebusch wird der Dichter Theodor Körner tödlich verwundet. Sein am 24. April 1813 geschriebenes Gedicht mit dem Refrain „Lützows wilde, verwegene Jagd“ vertont 1814 der spätere königliche Kapellmeister und Operndirektor in Dresden Karl Maria v. Weber. Mit Webers Melodie wird es zum Volkslied.