Zeitfenster 21 - Dreißigjähriger Krieg 1. Teil

Zeitfenster 21
Dreißigjährige Krieg  1. Teil  in der Zeit von 1618-1632
2018 ist ein denkwürdiges Jahr:  vor 400 Jahren begann der 30 jährige Krieg und vor 100 Jahren endete der 1. Weltkrieg.
Leider gehörten Kriege zur Geschichte der Menschheit, zur Geschichte Europas zur Geschichte unseres Landes. Die Not und das Leid der Kriege lassen sich an konkreten Ereignissen aus unmittelbarer Nähe am besten darstellen. Die Geschichte soll uns mahnen, damit so etwas nie wieder geschieht und doch wird so schnell vergessen, wie groß das Leid war, wie groß die Not und wie viele Menschenleben es gekostet hat. Wenn man es etwas vereinfacht darstellt, so hat man am Ende des Kriegs nach 30 Jahren 1648 im Westfälischen Frieden das festgeschrieben, was bereits 100 Jahre früher 1555 im Augsburger Religionsfrieden besiegelt worden war.  So sinnlos war dieser Krieg, so sinnlos das Töten und Morden der Soldaten und Söldnerhaufen in Land und Stadt. Es hat mehr als eine Generation gedauert, ehe die Schäden und Verluste, die dieser Krieg hinterlassen hat, vor allem in der Zivilbevölkerung, wieder ausgeglichen werden konnten. Ganze Dörfer ja Regionen waren über Jahrzehnte hinweg unbewohnt und unbewohnbar, alles zerstört, alles verwüstet und die Menschen getötet oder geflohen, wenn es noch möglich war.
Dieser Krieg  begann  im Mai 1618, vor 400 Jahren auf der Prager Burg, mit dem so genannten Prager Fenstersturz, es folgte die Schlacht auf dem weißen Berg bei Prag 1620.
Die ersten 12 Jahre gingen an Sachsen so gut wie vorüber. Erst der dritte Kriegsabschnitt, der Schwedische Krieg 1630-1635, erreichte Sachsen. 1631 mit dem Bündnis des Kurfürsten Johann Georg I. von Sachsen und Gustav II. Adolf von Schweden trat Sachsen aktiv in den Krieg ein. Schon im September 1631 kam es zur Schlacht bei Breitenfeld  nördlich von Leipzig.  Die kaiserliche Armee unter Tilly wurde geschlagen und räumte das zuvor eingenommene Leipzig wieder. Die sächsische Armee nahm weite Teile Böhmens und sogar Prag ein. Die Gegend von Meißen blieb damals noch verschont. Die Pestvon 1631 forderte in Röhrsdorf und Sora keine Opfer. Aber 1632 erreichte der Krieg die Dörfer zwischen Meißen und Wilsdruff. Anfang August fielen Wallensteins Truppen unter dem kaiserlichen General Holk mit größeren Truppenverbänden, über das westliche Erzgebirge kommend, in Sachsen ein. Johann Georg I. sollte durch Verwüstung seines Landes gezwungen werden, sich aus dem Bündnis mit Schweden zu lösen. Die sächsische Armee war zu einem Teil mit den Schweden in der Nähe von Nürnberg und zum anderen Teil in Schlesien gebunden, sodass Sachsen  bis zur Elbe nahezu schutzlos den kaiserlichen Truppen ausgeliefert war. Besonders grausam waren die kroatischen Reitertruppen Holks.
Schon im August wurde Dittmannsdorf geplündert, Schloss Reinsberg erstürmt und in Brand gesteckt. Heynitz, Herzogswalde, Grumbach, Mohorn und Tanneberg mit Plünderung und Totschlag heimgesucht. Am 25. September wurdeWilsdruff geplündert, Einwohner verwundet oder getötet, viele Häuser angebrannt und alles Vieh weggetrieben. Es gab auch vereinzelt Gegenwehr der Bauern gegen das Mordbrennen. In Sachsdorf hatte sich George Kießlich in der Esse postiert und als Scharfschütze so manchen das Dorf passierenden Reiter das Lebenslicht ausgeblasen.  Ein anderer Bauer aus Sachsdorf wurde dabei entdeckt. Sie richteten ihn auf der Stelle mit einer Säge hin.  Die ersten Streifzüge der Kroaten erreichten die Nähe von Röhrsdorf Anfang Oktober. Paul Kippe aus Weitzschen , der wohl leicht angetrunken aus der Schenke in Burkhardswalde kam,schlugen sie so schwer, dass der danach starb, so berichtet das Kirchenbuch von Taubenheim. Nach diesen dramatischen Vorfällen flohen die meisten Bewohner der linkselbischen Dörfer über die Elbe in das rechtselbische Gebiet, das durch die kurfürstlichen Truppen geschützt, als sicherer angesehen wurde. Es wird berichtet, dass fast  alle Bewohner aus Taubenheim nach Brockwitz geflohen sind und dort bis Anfang Dezember blieben. Während des Aufenthalts in Brockwitz starben 10 Personen, darunter 6 Kinder, die alle in Brockwitz bestattet worden sind. Aber es gab auch Tote unter den Zurückgebliebenen, der Richter aus Seeligstadt wurde von Kroaten erschossen. Das zum Teil zurückgelassene Vieh und die Vorräte wurden von den Kaiserlichen Soldaten geraubt. Sie ließen nichts übrig. Auch die Bewohner von Constappel, Wildberg, Weistropp und Naustadt flohen über die Elbe. Von Röhrsdorf ist das nicht überliefert. Es ist aber anzunehmen, dass die Röhrsdorfer auch das Weite suchten, umso wenigstens ihr Leben zu retten.
Der Pest, die wohl durch die Kaiserlichen Soldaten eingeschleppt worden ist, konnten die Dörfer durch die Flucht nicht entrinnen. In Röhrsdorf starben 1632 77 Personen. Gegenüber einem Friedensjahr mit 15 Bestattungen zeigt das die Dramatik.
Die Witterung des Jahres 1632 war günstig, so dass es eine reiche und gute Ernte gab, die zumindest für einige Zeit vor Hunger bewahrte, wo nicht alles geplündert worden ist.
Meißen wurde vom Rat am 12. Oktober den kaiserlichen Truppen übergeben, der Rat wollte so die Einwohner vor Schlimmerem bewahren. Es wird von 10.000 – 12.000 Mann starken Truppen berichtet, die um Ullendorf herum lagerten und die Erstürmung der Stadt planten. Man stelle sich vor, wie diese große Truppe in den umliegenden Dörfern und damit auch in Röhrsdorf alles ausraubte und die Saaten vernichtete. Der geringe Sold wurde durch Plünderungen aufgebessert. Außerdem gehörten zu den Soldaten der Tross, das waren Pferdeknechte, Fuhrleute, Handwerker (Stellmacher; Zimmerleute, Sattler, Büchsenmacher und Waffenschmiede), Dienstboten, Mägde und Schanzknechte für Schachtarbeiten bei Belagerungen. Die unteren Dienstränge hielten sich Trossbuben (Taugenichtse), sie waren geübt in allen Künsten des Stehlens und der Spionage. Sie zogen auch „ihren Soldaten“ aus dem Kampf, wenn er verletzt war. Beim Tross waren zum Teil die Frauen der Soldaten mit Kindern dabei. Man kann annehmen, dass zu dieser Zeit je Söldner 1-3 Personen (die Bagage) zum Tross gehörten und die Versorgung übernahmen. Somit kampierten also um Ullendorf im Oktober 1632 etwa 20.000 - 40.000 Menschen, die alle von den vorgefundenen  Vorräten der Bevölkerung satt werden wollten. Sie hinterließen große Zerstörung, alles Vieh geraubt und geschlachtet. Sämtliche Vorräte undalles Saatgetreide haben sie geplündert und mitgenommen. Auch die Abendmahlsgeräte der Naustädter Kirche wurden geraubt. Aber man hat wohl unsere Dörfer, da man Quartier und Versorgung brauchte, nicht angezündet und eingeäschert.  
In der Schlacht bei Lützenam 16 November 1632 fällt der Schwedenkönig Gusatv II. Adolf im Kampf. Am 19. November ziehen die KaiserlichenSöldner aus Meißen und der Region ab. Dann erst kurz vor Wintereinbruch kommen die geflüchteten Bewohner der Dörfer in ihre vollständig geplünderten Häuser und Bauernhöfe zurück.
Quellen: Kirchenbücher und Kirchenarchive der Region, Kirchrechnungsbuch von Naustadt 1569-1641, verschiedene Literatur zu dieser Zeit und die zitierten Quellen aus den chronikalischen Ausführungen von Heinz Wagner zu den Dörfern: Röhrsdorf, Naustadt und Sora.
Christoph Rechenberg im April 2018