Zeitfenster 14 - Der Deutsche Krieg 1866
Die großen geschichtlichen Ereignisse vor 150 Jahren haben ihre Spuren auch in Klipphausen hinterlassen. Nach 1815 war Sachsen in keine kriegerischen Auseinandersetzungen mehr verwickelt. Im Nachbarland Preußen hingegen arbeitete Bismarck daran, den Deutschen Bund zu schwächen und unter Preußens Vorherrschaft ohne Österreich einen geeinten Deutschen Nationalstaat zu bilden. Der Krieg Österreichs und Preußens gegen Dänemark 1864 und der daraus folgende Frieden zu Wien so wie der Vertrag zu Gastein, der regelte, dass Preußen und Österreich gemeinsam die Oberhoheit über die beiden Herzogtümer Schleswig und Holstein erhalten, beinhaltete ein großes Konfliktpotenzial. Österreich duldete nicht die Machtvergrößerung Preußens. Preußen sah eine kriegerische Entscheidung der sogenannten deutschen Frage als unvermeidlich an. Preußen führte Verhandlungen mit Italien, die sich gegen Österreich richteten.
So kam es im Juni 1866 zum Krieg Preußens und der kleinen norddeutschen Staaten gegen Österreich mit Bayern, Württemberg, Sachsen, Hannover, Baden und Hessen. Der Anlass war ein Streit über die Zukunft der Herzogtümer Schleswig und Holstein. Am 14. Juni 1866 tritt Preußen aus dem Deutschen Bund aus und fordert Sachsen auf, seine Armee nicht dem Bundesheer unter österreichischer Führung zu unterstellen. Da dieses abgelehnt wurde, erfolgte am 15. Juni die Kriegserklärung Preußens gegenüber Sachsens. Bereits einen Tag später marschierte die preußische Elb-Armee in Sachsen ein, besetzte innerhalb von 4 Tagen kampflos das gesamte Land und errichtete ein Besatzungsregime. Der Sächsische König Johann begab sich nach Prag. Die unter dem Befehl des Kronprinzen Albert stehende sächsische Armee mit 32000 Mann räumte Sachsen und überschritt am 18. Juni die Grenze nach Böhmen bei Peterswalde und Altenberg, um sich mit den österreichischen Truppen zu vereinigen.
Am 3. Juli 1816 fällt die Entscheidung in der Schlacht bei Königgrätz unter der Führung von König Wilhelm I. (dem späteren Kaiser Wilhelm I.) und dem Generalfeldmarschall Graf von Moltke. Die mit dem modernen Zündnadelgewehr ausgestatteten Preußen waren den Österreichern und seinen Verbündeten, die noch das Vorderladegewehr benutzten, überlegen. Beim Laden des Vorderladers musste man stehen und verlor damit die schützende Deckung. Das zeigen die Opferzahlen. Auf Österreicher Seite 40 000 Verwundete und 6 000 Gefallene davon 135 Sachsen und auf Preußischer Seite 7 000 Verwundete und 2 000 Gefallene.
Die Schlacht bei Königgrätz war die erste größere kriegerische Auseinandersetzung nach der Unterzeichnung der Genfer Konvention: „Zum Schutze der Verwundeten und Kranken im Kriege“. Das soeben unter maßgeblicher Beteiligung der Johanniter sich formierende „Rote Kreuz“ und die Johanniter selbst versorgten die unzähligen Verletzten dieser Schlacht. So wurden Verbandsplätze und Hilfslazarette eingerichtet und Sanitätstransporte zur Rettung der Verwundeten unabhängig von ihrer nationalen Zugehörigkeit organisiert.
Prinz Heinrich XV. Reuß j. L. aus Klipphausen hatte als Ritter des Johanniter Ordens eine führende Position in der „Sächsischen Genossenschaft“ der Johanniter inne. Er war ohne auf seine eigene Gesundheit zu achten an erster Stelle bemüht, die Not und das Leid des Krieges vor allem der Verwundeten von Königgrätz zu lindern. Viele Verwundete kamen mit der Bahn nach Sachsen. Auch im Schloss Klipphausen wurde ein Lazarett eingerichtet. Prinz Heinrich XV. Reuß und vor allem seine Frau Luitgarde und der Wilsdruffer Arzt, ein enger Vertrauter der adligen Familie, betreuten und versorgten die Verletzten. Bei diesen Hilfsdiensten hatte sich Prinz Heinrich XV. Reuß mit TBC infiziert. Davon konnte er sich nicht mehr erholen. Am 26.11.1868 schrieb er sein Testament in der Vorahnung eines frühen Todes, der ihn am 23.12.1869 in Meran, wo er sich zur Genesungskur aufhielt, ereilte. Sein Leichnam wurde nach Stonsdorf in Schlesien überführt und am 31.12.1869 dort bestattet. Prinzessin Luitgarde geb. Gräfin zu Stolberg-Wernigerode lebte von nun an allein mit ihren
4 Töchtern. Im Sommerhalbjahr war sie meist in Klipphausen. Das Rittergut war von da ab einem Gutsverwalter unterstellt. Nach dem frühen Tod des Vaters nahmen die Prinzessinnen Reuß sowie ihre Mutter kaum noch am höfischen Leben teil. Das ist wohl auch die Ursache, warum nur eine der 4 Prinzessinnen verheiratet war. Es mangelte an Gelegenheiten, einen hochadligen Mann kennenzulernen. Luitgarde war tieftraurig über den Tod ihres Mannes; es war ihr aber ein großer Trost, dass er im Dienst der christlichen Nächstenliebe sein Leben für andere gegeben hatte.
Übrigens begeht das Sächsische „Rote Kreuz“ im Jahre 2016 sein 150. Jubiläum. Nach dem Krieg im Juli 1866 gründete die sorbische Kaufmannsfrau Marie Simon unter dem Schutz der Prinzessin Carola den Verein der Albertinerinnen (nach dem Mann Carolas Prinz Albert benannt), die später allmählich den Namen „Rot-Kreuz-Schwester“ annahmen. Ein offizieller Tag der Umbenennung ist nicht bekannt. Hauptanliegen: Pflege verwundeter Soldaten aber auch danach mehr und mehr die zivile Krankenpflege. Erst am 20.4.1869 gründete sich der Deutsche Dachverband, der 1879 zum „Zentralkomitee der Deutschen Vereine vom „Roten Kreuz“ wurde.
Quellen: wie Zeitfenster 1 bis 13
Christoph Rechenberg/ Pfarrer der St.-Bartholomäus-Kirchgemeinde Röhrsdorf