Bedeutende barocke Sehenswürdigkeiten aus dem Augustäischen Zeitalter in Sachsen in den Kirchen von Röhrsdorf und Naustadt

In der Zeit August des Starken und seines Sohnes Friedrich August II. waren drei bedeutende Bildhauer als königlich polnische und kurfürstlich sächsische Hofbildhauer oder als königlich-sächsischer Modelleurmeister unmittelbar auf einander bezogen.

Balthasar Permoser, dessen barocke Plastiken am Dresdener Zwinger zu bestaunen sind, hatte als Meisterschüler den Pfarrerssohn Benjamin Thomae aus Pesterwitz. Thomae war vorher bereits Kunsttischler. Eines seiner Hauptwerke, neben vielfältigen Arbeiten im Grünen Gewölbe und am Zwinger, ist der Altar der Dresdener Dreikönigskirche. Die „Geschwister“ des Röhrsdorfer Taufengels schweben dort noch heute im Kirchenraum. Sie sind weiß poliert und vergoldet; so muss man sich den Taufengel bei seiner Ankunft in Röhrsdorf vorstellen.

Der Meisterschüler Thomaes war Johann Joachim Kaendler, der erste „Chefmodelleur“ der Meißner Porzellanmanufaktur. Von ihm stammen bedeutende, heute unbezahlbare Stücke aus dem berühmten Meißner Porzellan mit den beiden blauen, sich kreuzenden Schwertern. Als einzige große Sandsteinarbeit Kändlers gilt das barocke Großepitaph in der Naustädter Kirche, für den „würcklich vorsitzenden Geheimen Rath“. Gemeint ist Alexander von Miltitz. Sein Nachfolger war Heinrich von Brühl, der sich Premierminister von Sachsen nannte. Beide Kunstwerke in unseren Kirchen tragen die Jahreszahl 1738.
 

Nun fragt man sich:Wie kommt diese hochkarätige Kunst in unsere Dorfkirchen?

Die Antwort lautet: Beziehungen!
 

Johann August von Ponickau war Geheimer Kammerherr und somit für das Vermögen des Kurfürsten und Königs von Polen zuständig, er gehörte zum „Geheimen Consilium“, wie sich der Geheime Rat auch nannte. Dort wurde die Politik gemacht. Und Alexander von Miltitz war im hohen Alter von 76 Jahren, nach dem Tod August des Starken im Jahre 1733, bei seinem Sohn, Friedrich August II., in die höchste Stellung der Verwaltung berufen worden. Der junge Herrscher hatte großes Vertrauen in von Miltitz, der ihm als sein Erzieher und erfahrener Begleiter auf der Kavalierstour durch die Höfe des Europäischen Hochadels zur Seite gestanden hatte. Allein diese Nähe im Geheimen Rat und die Vertrauensbasis zu Friedrich August II. ist die Begründung, warum diese sonst meist nur für den Hof arbeitenden Künstler auf ausdrückliche Erlaubnis des Königs von Polen und Kurfürsten von Sachsen hier tätig sein konnten.

Und wer hat das bezahlt? Bezahlt haben das alles natürlich die beiden Partronatsherren von Ponickau und von Miltitz aus eigener Tasche.